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Ich stand inmitten der fallenden Schneeflocken.

Mit meinen Händen versuche ich, die sich auflösenden Schneeflocken zu greifen.

Ich streckte meine Hände aus und ich sah den Schneeflocken zu, wie sie auf meinen Fingerspitzen verschwanden. Es ist genauso, als wenn ich nach Glück greifen wollte.

Es fühlte sich beglückend und frustrierend zugleich an und es brachte eine schreckliche Wahrheit und Ohnmacht zum Ausdruck, die ich nicht formulieren konnte. 

Meine Worte sind ein zu lockeres Netz, um es damit einzufangen. Auf meinen warmen Fingern zerfallen die Schneeflocken noch im gleichen Augenblick.

Es ist wie ein Akt der INBESITZ-nahme, der auch sofort zu NICHTS zerfällt.

Wir ahnen nicht, dass das Schicksal uns jeden Augenblick für immer voneinander trennen kann.

Mein Leben wurde aus heiterem Himmel heraus, durch eine SMS, einfach (wie ein Spielzeugturm aus Bauklötzen eines Kindes) niedergerissen. Ich wurde binnen einer Minute ins NICHTS geworfen. Ohne Vorwarnung erreichte mich ein unfassbarer Schmerz. Es war wie ein körperlicher Schlag, den ich spürte, bevor ich das „Bewusstsein“ verlor. Ich fiel zusammen, der Stich in die Eingeweide war zu heftig. Augenblicklich wurde ich aller normalen Funktionen meiner Seele und meines Körpers beraubt.

Die Tage danach versanken in eine Welt, die so unwirklich war, dass ich sie nur noch durch einen Schleier wahrgenommen habe. Ich verlor jeglichen Kontakt in meinem Inneren, zu der mich umgebenden Welt und auch meinen Platz in ihr. Dass dieses Leben einfach weiterging, empfand ich damals als einen unglaublichen Hohn.

Es war so, als hätte ich auch mein Leben verloren. Von diesem Augenblick an, war es zweigeteilt. Ich hatte ein Leben vor seinem Tod und nun eines nach seinem Tod. Ich fing an die Zeit zu zählen, so wie bei meinen Kindern. Sie waren erst eine Woche alt, dann einen Monat und dann 1 Jahr usw. Ich zählte am Anfang die Tage nach seinem Tod. Konnte nicht begreifen, dass die Uhr weiterläuft.

Alles war so suspekt und unreal, alles war falsch und anders. Nichts war mehr, wie es war. Überhaupt gar nichts mehr. Von meinem Leben DAVOR, habe ich mich verabschiedet. Das gab es nicht mehr. Dieses Leben war auf eine gewisse Weise nun auch gestorben.  Es wurde mir so vieles gleichgültig. Mein Leben hatte zeitweise fast seinen elementaren Sinn verloren.

Mein Gehirn spielte hunderttausend Varianten durch, wie sein letzter Tag, seine letzten Stunden, seine letzten Gedanken, gewesen sein könnten. Wie sein plötzlicher Tod vor seinem geistigen Auge ausgesehen haben könnte und was er vielleicht noch dachte. Mein Gehirn denkt und kann sich einfach nicht geschlagen geben.

Mit diesem Verlust war es mir nicht möglich, meinen Verstand wieder in Ordnung zu bringen. Ich war lebendig tot und steckte in einem Sumpf fest.

In der Stille danach war ich so alleine und trieb im NICHTS umher.