Über mich

Obwohl, ich Trauerbegleiterin, Hospizhelferin, Seelsorgerin und Sterbeamme bin, war ich nicht in der Lage, mir selbst zu helfen. Die Schockstarre hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen und von einer Minute auf die andere. Mein Leben ist in Stücke gefallen.

Sein Tod ist nun schon einige Jahre her. Es kommt mir so vor, je länger er Tod ist, je schlimmer wird meine Trauer. Mit jedem Monat und Jahr wird mir klarer, dass es immer länger wird, wo er fort ist und einfach nicht mehr anruft. Mein Verstand wehrt sich dagegen, dass seine Schritte verstummt sind, sein Lachen nie mehr zu hören ist und er mich nicht mehr abholt, um ein Spaghetti Eis essen zu gehen.  Neulich wurde ich (von den Leuten) gefragt, „Waaaaas du trauerst immer noch?“   und ich sagte traurig und enttäuscht und unverstanden: „Ja, denn er ist immer noch tot.“

Ich habe schon oft versucht meine Trauer von außen zu beobachten. Sie lässt sich einfach nicht abschütteln. Meine Trauer verhält sich wie mein Schatten. Mein Schatten ist einfach immer da. Oft ist er sichtbar und oft auch nicht. Manchmal nur schemenhaft, manchmal bedrohlich und dann auch wieder klein und unscheinbar. Aber er ist ein Teil von mir. So wie diese Trauer, um diesen Menschen. Sie wurde ein Teil von mir. Ich lebe damit. Ich überlebe damit. Ich funktioniere und ich lache auch ab und zu. Ich trauere und ich lebe. Was bleibt mir anderes übrig? Aber das Wörtchen UND hat mir ein wenig geholfen. Ich bin in der Trauer UND im Leben. Der Trauerschatten ist immer noch dunkel, aber ich habe langsam ein wenig eingesehen, dass er NIE weg gehen wird. Dieser Schatten gehört zu mir und er gehört mir. Mit dieser unbegreiflichen, absurden, oft sinnlosen Seite meines Lebens, lebe ich so dahin. Auch heute noch, ist es oft nur ein funktionieren. Diese Schockstarre und Ohnmacht begleiten mich immer, nur zeige ich es kaum noch.

Ich lebe IN DER STILLE DANACH.